Harnwege: Ableitung des Harns und Blasenentleerung

Harnwege: Ableitung des Harns und Blasenentleerung
Harnwege: Ableitung des Harns und Blasenentleerung
 
Über Nierenbecken und Harnleiter wird der in den Nieren entstandene Urin zur Harnblase geleitet und von dort durch die Harnröhre entleert.
 
 
Der Harn wird in den Nieren zunächst in Sammelrohre geleitet. Die Sammelrohre vereinigen sich zu Papillengängen. Acht bis zehn Nierenkelche im Inneren jeder Niere fangen den Urin dann auf. Anschließend leiten sie ihn weiter ins Nierenbecken. Dort wird der entstandene Urin gesammelt.
 
Das Nierenbecken fasst etwa 3-10 ml Urin. Muskeln in den Wänden des Nierenbeckens sorgen für den Weitertransport des Urins über den Harnleiter in die Blase.
 
 
Das Nierenbecken mündet am Nierenhilus in den Harnleiter (Ureter). Der Harnleiter ist 30 cm lang und hat einen Durchmesser von etwa 3 mm. Auch in seinen Wänden sorgen Muskeln für den Weitertransport des Urins durch peristaltische Wellen. Sind festgeklemmte Nierensteine zu transportieren, erhöht sich ihre Aktivität und trägt damit zu den schmerzhaften Nierenkoliken bei. Die Einmündung des Harnleiters in die Blase ist als Ventil gestaltet, das einen Rückfluss des Urins verhindert. Funktioniert dieser Sperrmechanismus nicht, z. B. aufgrund einer Fehlbildung, können beim Wasserlassen durch den Rückfluss (Reflux) Krankheitserreger in die Niere gelangen.
 
 
Die beiden Harnleiter münden im Blasendreieck (Trigonum vesicae) in die Rückseite der Harnblase (Vesica urinaria). Die Blase liegt hinter dem Schambein im Becken. Ihr Dach wird vom Bauchfell (Peritoneum) bedeckt und kann sich nach oben ausdehnen. Sie ist ein Hohlkörper und fasst bis zu 800 ml Urin. Normalerweise ist sie mit 300 ml nur bis zu einem Drittel gefüllt. Harndrang entsteht ab einer Füllung von 200-400 ml, im Durchschnitt bei 350 ml. Ab 800 ml Inhalt kann der Harndrang nicht mehr willentlich kontrolliert werden. Die Blasenwand besteht aus einem Gewebe kräftiger Muskulatur (Detrusor vesicae). Am Blasenausgang verdichtet sie sich zum inneren Schließmuskel (Sphincter urethrae internus). Der Verschluss wird zudem durch einen äußeren Schließmuskel (Sphincter urethrae externus) im Beckenboden verstärkt. Bei Frauen mit einer Schwäche der Beckenbodenmuskulatur kann sich die Blase zusammen mit der Gebärmutter absenken und damit zur Inkontinenz beitragen. Gezielte Beckenbodengymnastik kann dem entgegenwirken. Am Blasenausgang vorne im Blasendreieck beginnt die Harnröhre (Urethra), die zur Ausscheidung des Urins dient.
 
Der aggressive Urin kann, insbesondere in Verbindung mit chronischen Blasenentzündungen und bei starkem Rauchen, mitunter Blasentumoren verursachen. Manchmal ist eine Entfernung des Tumors z. B. mithilfe eines Zystoskops möglich, sonst muss ein künstlicher Ersatz für die Blase geschaffen werden.
 
 Blasenentleerung
 
Die Entleerung der Blase (Miktion) erfolgt in vier Schritten. Zunächst zieht sich die Muskulatur der Harnblase zusammen. Dann öffnet sich - unterstützt durch diese Muskelkontraktion - der innere Schließmuskel vor der Harnröhre. Anschließend öffnet sich auch der äußere Schließmuskel. Zum Schluss kann der Harn über die Harnröhre abfließen, wobei die Entleerung durch Bauch- und Beckenbodenmuskulatur unterstützt wird. Mit der Harnflussmessung wird festgestellt, ob die Blase auf normale Weise entleert wird. Ist die Harnröhre z. B. verengt, wird der Urin nur allmählich abgegeben, genauso sieht es auch bei einer behinderten Blasenentleerung aus.
 
Ausgelöst wird der Prozess der Blasenentleerung durch das Gehirn. Dehnungsrezeptoren in der Blasenwand registrieren die zunehmende Füllung des Blasenraums. Über Nervenbahnen wird diese Information an das Stammhirn weitergeleitet. Bei einer Blasenfüllung von ca. 350 ml entsteht dann im Großhirn das Gefühl des Harndrangs und über das Rückenmark wird der Reflex zur Blasenentleerung ausgelöst. Es ergehen die Befehle zum Zusammenziehen der Blasenmuskulatur und zum Erschlaffen des inneren und äußeren Schließmuskels.
 
Der Reflex zur Blasenentleerung kann willentlich unterdrückt werden, der anschließende Prozess hingegen läuft automatisch ab. Bei der willkürlichen Unterdrückung werden hemmende Impulse von Großhirnrinde und Mittelhirn über das Rückenmark an die Blasenmuskulatur gesandt. Die willentliche Steuerung des Wasserlassens muss erlernt und kann auch wieder verlernt werden. Insbesondere bei älteren Menschen kann diese Kontrolle versagen, es kommt zur Inkontinenz. Dasselbe gilt für bettlägerige Krankenhauspatienten. Hier kann verringerter Druck auf den inneren Schließmuskel infolge des Liegens dazu führen, dass dieser nicht mehr genügend trainiert wird.

Universal-Lexikon. 2012.

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  • Niere — Nie|re [ ni:rə], die; , n: a) paariges, in der oberen Bauchhöhle liegendes Organ, das der Bildung und Ausscheidung des Harns dient: die rechte, linke Niere; ihr musste eine Niere entfernt werden. Zus.: Schrumpfniere. b) als Speise dienende oder… …   Universal-Lexikon

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